Museumshaus
Im Detail
Die Gemeinde Mühlhausen verfügt über mehrere historische und denkmalgeschützte Gebäude. Im Hauptort Mühlhausen gibt es ein Museumshaus, indem historische Schätze der Ortsgeschichte aufgebewahrt werden.
Im Ortsteil Tairnbach befindet sich ein Schloßgebäude aus dem 16. Jahrhundert, welches im Jahr 2011 vollständig saniert wurde.
Im Ortsteil Rettigheim wurde im Rahmen der städtebaulichen Innenentwicklung eine denkmalgeschützte Scheune saniert.
Das Museumshaus – Ein Streifzug durch Mühlhausens Geschichte
Einblick in die wechselvolle Heimatgeschichte des Dorfes
„Vieles haben die geleistet, die vor uns gewesen sind. Unsere Aufgabe ist es heute, die Vergangenheit für die Zukunft zu bewahren“, so schrieb schon der römische Schriftsteller Seneca. Diesen Satz nahm sich sicher auch die Gemeinde Mühlhausen zu Herzen, als sie sich entschloss, in den Jahren 2005/06 das alte Fachwerkhaus in der Unteren Mühlstraße zu renovieren, um darin ein Museumshaus entstehen zu lassen. In zwei Räumen im Untergeschoss und zwei Zimmern im Obergeschoss bietet das Museumshaus auf kleinstem Raum einen umfassenden Einblick in die Heimatgeschichte von Mühlhausen.
Im Eingangsbereich hat der ehemalige Pfarrer Manfred Tschacher die Geschichte des Museumshauses aufgearbeitet, das als Wohnhaus einer bäuerlichen Hofanlage erstmals 1401 erwähnt wird. Das heutige Gebäude wurde 1620 erbaut und hat den Dreißigjährigen Krieg überdauert. Pfarrer Tschacher und Architekt Paul Fuchs haben auch versucht, die damalige Ansicht der Vorderfront und des Giebels zu rekonstruieren.
Ein zeitlich riesiger Schritt bedeutet für die Besucher des zweiten Raums die geschichtliche Reise in die Geologie, Archäologie und Frühgeschichte, die der Wieslocher Diplom-Geologe Dr. Ludwig Hildebrandt bearbeitet hat. Hier wird anschaulich dargestellt, wie vor 220 Millionen Jahren die Landschaft unserer Heimat entstanden ist. In den Vitrinen gibt es Gesteinsproben und versteinerte Meerestiere zu sehen. Hauptattraktion in diesem Raum ist der Teil eines Mammutzahns, der bei der Verlegung der Wasserleitung unter der Hauptstraße gefunden wurde.
Der Bereich Archäologie und Frühgeschichte reicht von der Steinzeit bis zur Römerzeit und Spätantike. Dank der hervorragenden Beziehungen von Dr. Hildebrandt erhielt die Gemeinde als Leihgabe vom Landesdenkmalamt drei große Urnen aus der Hallstatt-Periode, gefunden in den 76 Grabhügeln auf dem „Schleeberg“ und vom Kurpfälzischen Museums in Heidelberg einen Armreif aus Bronze.
Dazu kamen noch Keramikfunde aus der Römerzeit, die vermutlich zu einem Aussiedlerhof in der Nähe des „Stubenbrunnens“ gehören. Auf einem großen Luftbild hat Dr. Hildebrandt alle geologischen, archäologischen und frühgeschichtlichen Funde auf der Gemarkung dokumentiert.
In den beiden oberen Räumen beschreibt Pfarrer Manfred Tschacher unter dem Thema „Mühlhausen in Mittelalter und Neuzeit“ das Leben in der Gemeinde und das kirchliche Leben seit der Gründung des Dorfes. Dabei berichtet er über Herrschaft und Staat im Mittelalter, über die Verwaltung, über das Leben im Dorf, über Leibeigenschaft und Grundherrschaft, die Dreifelderwirtschaft, über die Mühlen, den Weinbau und die Gasthäuser.
Im vierten Raum erzählt der Pfarrer die Geschichte der Pfarrei, der Kirchengebäude, des Pfarrhofs und der Schulen. Auf einem Ortsplan aus den Jahren 1870 bis 1875 sind alle historischen Gebäude und ihre Lage aufgelistet, ebenso die mittelalterlichen Hofgüter und die Gasthäuser. Eingezeichnet ist ebenfalls die Bebauung des Dorfes im 16. und 18. Jahrhundert.
Auch in diesen Räumen gibt es wertvolle Ausstellungsstücke zu sehen, so einen Sarkophagrest von einem Adelsgrab um 1080/1150 sowie einen eisernen Stachelsporn aus dem späten 12. Jahrhundert, wie ihn Reiter an den Fersenkappen ihrer Schuhe trugen. Unter den Sakralgegenständen ist eine vergoldete Silbermonstranz von 1843 aus der Werkstatt von Wilhelm Fr. Irschlinger in Mannheim zu erwähnen, ein Messkelch aus dem 18. Jahrhundert sowie ein Jesuskind aus dem 18. Jahrhundert, das zu einer Marienfigur gehörte, die seit 1805 auf dem Marien- bzw. Frühmessaltar in der Pfarrkirche stand. Besonders wertvoll sind auch die vier Evangelisten, eine Leihgabe von Josef Klein, die aus dem Hochaltar von 1883 stammen.
Die geschichtlichen Ereignisse im Mittelalter in und um Mühlhausen hat Rudi Kramer zusammengetragen. Endgültig geklärt ist auch, dass im Mittelalter auf dem „Zwernig“ die Burg der Ministerialen (=Dienstmannen) von Mühlhausen stand. Diese wurde im Jahre 1364 nach einem Streit mit dem hochadligen Krafto von Hohenlohe zerstört und nicht mehr aufgebaut. Weitere tief greifende Ereignisse waren der Bauernaufstand von 1525 und der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648.Aber auch in der Zeit danach gab es ständig kriegerische Auseinandersetzungen. Diese bekam Mühlhausen weniger durch Kampfhandlungen als durch Truppendurchmärsche und Kriegslasten zu spüren. Die Texte, Bilder, Grafiken, Landkarten und Ortspläne im ganzen Museumshaus gestaltete hinter Glas die Mühlhausener Firma Harald Schaa.
Klein, aber fein, so präsentiert sich das Museumshaus dem heimatgeschichtlich interessierten Besucher. Wer Lust hat, ein Stück Heimatgeschichte hautnah zu erleben, der kann das Museumshaus in Gruppen und unter fachkundiger Führung besuchen. Auch das Jahr über sind Führungen für Schulklassen, Gruppen, Gesellschaften auf Anfrage jederzeit möglich.
Anmeldungen bei Rudi Kramer unter Tel.: 06222 / 62860.
Das Museumshaus - Historisches Kleinod einer großen Vergangenheit
Nach dem dorfgerechten Ausbau der Unteren Mühlstraße und der historischen Wiederherstellung des Kirchplatzes ist diese Gegend seit dem Jahre 2006 um eine Sehenswürdigkeit reicher: Das alte Fachwerkhaus und heutige Museumshaus erstrahlt nach seiner Renovierung in neuem Glanz. Über Jahre hinweg stand das Fachwerkhäuschen in der Unteren Mühlstraße 7 leer und drohte zu verfallen. Noch ahnte niemand, dass es ein historisches Kleinod darstellt, ein Überbleibsel einer großen Vergangenheit. Es ist nämlich ein Baudenkmal, das von einer früheren, gehobenen Wohnkultur in Mühlhausen Zeugnis ablegt.
Als das Fachwerkhaus im Jahre 1986 in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen wurde, hatte noch niemand seinen wirklichen Wert erkannt. In dem damaligen Gutachten heißt es: „Das zweigeschossige Doppelwohngebäude von 1744 repräsentiert, insbesondere in seinen Fachwerkteilen die Jahrhunderte ortsübliche Bebauung in Fachwerkkonstruktion auf massivem Unterbau wegen der Hochwassergefahr. Die Erhaltung steht aus heimatgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse“.
1995 erwarb die Gemeinde Mühlhausen das Gebäude. Es war ein Anliegen des ehemaligen Bürgermeisters Karl Klein und seines Gemeinderats, insbesondere des verstorbenen stellvertretenden Bürgermeisters Werner Klefenz, dass in dem Häuschen ein Heimatmuseum eingerichtet werden sollte. Auch Pfarrer Manfred Tschacher ließ sich von der Idee begeistern und erforschte die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner. Im Eingangsbereich des Museumshauses präsentiert und illustriert der Pfarrer die Geschichte des Hauses. Im Auftrag des Landesdenkmalamts fand 1998 eine bauhistorische Untersuchung statt, die eine kleine Sensation zu Tage förderte.
Das dendrochronologische Gutachten – hier wird das Alter des verwendeten Holzes bestimmt - erbrachte das Jahr 1619/20 als Jahr der Erbauung. Damit ist das Gebäude über hundert Jahre älter als ursprünglich angenommen. Es stammt also noch aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, der 1618 seinen Anfang nahm und unsere Gemeinde völlig ruiniert und ausgeblutet hat. Das Haus hat den Krieg unbeschadet überstanden. Allerdings wurde es in späterer Zeit mehrfach umgebaut.
Seit dem Jahre 1401 ist an dieser Stelle ein Bauerngut nachweisbar, das von seinen Feldern dem Bischof von Speyer ½ Malter Korn und ½ Malter Hafer zinste. Die Hofanlage grenzte an den bis heute bestehenden Weg zum Angelbach. Daneben stand bis 1587 die alte Kelter. Ursprünglich bildete das Haus mit dem Anwesen Untere Mühlstraße 5 eine Einheit. Es beeindruckt durch seine Doppelstöckigkeit. Dies war in Mühlhausen vor 1800 sehr selten.
Der bäuerliche Wohnbau war als Fachwerkbau mit Flechtwerkriegelwänden errichtet worden. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war diese Bauweise verbreitet, da sie zum großen Teil von den Bewohnern selbst ausgeführt werden konnte. Auf drei Geschossen war das Haus bewohnt. Unter dem Dachfirst war ein Speicher eingerichtet. Durch eine Ladeluke im Speicher konnten Getreide oder andere Lasten nach oben gezogen werden.
Erschlossen wurde das Gebäude vom Hauseingang Untere Mühlstraße 5. Der ursprüngliche Flur mit Treppenhaus wurde im 19. Jahrhundert zwischen den Haushälften geteilt. Der Flur führte im zweiten Stock zu einer Küche mit einem offenen Feuer unter einem Rauchfang. Diese Art zu feuern führte dazu, dass das ganze Haus stark verrußte. An den Flur anschließend lagen die Kammern und oben eine mit einem Kachelofen beheizte Stube.
Der Stubenofen wurde von der Küche aus geschürt. Der noch in Resten erhaltene Fenstererker weist diesen Raum als „gute Stube“ aus. Die originalen Fenstermaße waren wesentlich kleiner. An einem rückwärtigen Fenster ist dies noch sichtbar. Die K-Streben und die verzierten Knaggen an der Giebelwand sind dem späten Renaissancestil zuzuordnen. Die kunstvollen Verzierungen im Fachwerk, der ehemalige Fenstererker sowie die Doppelstöckigkeit des Gebäudes zeugen von einem gewissen Wohlstand seiner Besitzer.
Pfarrer Manfred Tschacher hat auch das Leben der Bewohner des Hauses erforscht. Seit 1401 werden in den herrschaftlichen Zinsbüchern die Bewohner des Hauses genannt, die es in Erbpacht innehatten. Die Namen wechselten fast nach jeder Generation. Sie sind heute in Mühlhausen nicht mehr vorhanden, wie überhaupt die Bevölkerung des Dorfes in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges durch Hunger und Seuchen fast völlig „ausgetauscht“ wurde.
Neben der Pacht in Naturalien mussten die Pächter an einem Tag im Jahr auf den herrschaftlichen Gütern schoren. Nach 1758 betrieb Franz Hermann Klitsch aus Blanckenau eine Schreinerei in dem Haus. Wahrscheinlich nutzte er den unteren Stock als Werkstatt.
Durch Verkauf wurde das Wohnhaus im Jahre 1827 aller Wahrscheinlichkeit nach geteilt. Die vordere Hälfte wurde zum Wohnhaus des Nachbaranwesens. Von diesem Zeitpunkt an hatten die beiden Wohnhaushälften bis auf den heutigen Tag eine getrennte Geschichte. So ist das Gebäude ein gutes Beispiel dafür, wie im 19. Jahrhundert aufgrund des Wachstums der Bevölkerung ein ursprünglich großes Anwesen geteilt wurde.
Dadurch wurden am Bau – innen wie außen – einschneidende Veränderungen vorgenommen, die nicht mehr an den ursprünglichen Wohnkomfort erinnern. Im Haus sind die Reste der elektrischen Leitungen von 1913 erhalten geblieben sowie die Ausmalung der Zimmer aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der letzte Bewohner des Hauses, Hugo Anton Sieber, betrieb bis 1969 in der oberen Kammer eine Schneiderei.
In den Jahren 2005/06 wurde das Gebäude saniert und als Museumshaus eingerichtet. Viele örtliche Firmen und Handwerker beteiligten sich ehrenamtlich am Gemeinschaftswerk. Die Fassade wurde entsprechend den Farbfunden restauriert. Am Holz des Fachwerks wurden Ausbesserungen vorgenommen und Holzteile ergänzt. Die Hofseite erhielt eine Fachwerkwand, wie sie auf einem alten Foto dokumentiert war.
Die Fenster wurden restauriert und neue Gesimse eingebaut. Von der Straßenseite gab es einen neuen Hauseingang, durch eine Treppenöffnung schuf man im Innern einen Zugang zum Obergeschoss. Im Erdgeschoss wurde ein neuer Holzboden verlegt, die Wände und Decken erhielten einen Anstrich. Im 1. Obergeschoss sanierte man die alten Wand- und Deckenflächen. Ein Teil einer Wandfläche wurde freigelegt, um den historischen Hausaufbau anschaulich zu demonstrieren. Der alte Holzboden konnte nach einigen Ausbesserungen erhalten bleiben.
Das Dachgeschoss und der Spitzboden wurden original erhalten, der Dachstuhl und das Fachwerk blieben sichtbar. Das Dach wurde teilweise umgedeckt, die fehlenden Dachziegel ergänzt und einige Dachsparren verstärkt. Anfang August 2006 wurde das Museumshaus in einem Festwochenende seiner Bestimmung übergeben.
Mühlhausen historisch
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