Naherholung
Vorwort
Naturschutzgebiete sind eine bedeutende Chance, um die Landschaft unserer Heimat sowie die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in ihren Lebensräumen zu erhalten und zu schützen. Weitere Formen von Schutzgebieten kommen hinzu, wie etwa die Natura-2000-Gebiete der Europäischen Union, Landschaftsschutzgebiete, geschützte Biotope und Naturdenkmäler.
Wirksamer Naturschutz ist nur in unseren Naturschutzgebieten möglich. Kein anderes Schutzinstrument hat so viel dazu beigetragen, den Artenrückgang aufzuhalten. Ohne diese Gebiete wäre unsere Landschaft ärmer, viele Tier- und Pflanzenarten wären noch stärker bedroht oder gar bereits verschwunden. Dies wäre ein großer Verlust an biologischer Vielfalt und Schönheit unserer Kraichgaulandschaft.
Naturschutzgebiete und Landschaftsschutzgebiete auf unserer Gemarkung stehen als Beweis für den Reichtum von Flora und Fauna und eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft in unserer Gemeinde. Eine genaue Aufstellung über die Größe der einzelnen Flächen, finden Sie am Ende des Berichts. Diese Vielfalt zu bewahren und die Kleinodien der Natur zu schützen, ist die Aufgabe unserer Gemeinde, aber auch aller Bürgerinnen und Bürgern. Denn eine intakte Umwelt ist ein unverzichtbares Stück Lebensqualität.
Bestimmt wecken die folgenden Texte und Bilder die Lust, das eine oder andere Naturschutzgebiet aufzusuchen. Der Natur zuliebe sollten dabei folgende Regeln beachtet werden:
- Bleiben Sie auf den Wegen!
- Nehmen Sie Ihre Hunde an die Leine!
- Entfernen Sie keine Pflanzen oder Pflanzenteile!
- Beunruhigen Sie keine Tiere!
Europaweiter Naturschutz „Natura 2000“
Die Verbreitung von Lebensräumen, Pflanzen und Tieren, aber auch ihre Gefährdung kennen keine politischen Grenzen. Der gemeinsame Schutz von Natur und Umwelt auf internationaler Ebene ist daher unbedingt notwendig. Die Staaten der Europäischen Union haben sich deshalb mit der Naturschutzkonzeption „Natura 2000“ die Erhaltung der biologischen Vielfalt und damit die Bewahrung des Naturerbes in Europa für zukünftige Generationen zum Ziel gesetzt.
Wichtig dabei ist, ein zusammenhängendes Netz europäischer Schutzgebiete aufzubauen. Denn durch den Schutz einzelner, isolierter Gebiete kann die Vielfalt nicht dauerhaft erhalten werden. Viele Arten sind nicht nur vom intakten Zustand einzelner Lebensräume, sondern auch von der Vielzahl solcher Gebiete abhängig, die untereinander durch Landschaftselemente wie Gewässer, Wälder, Feldgehölze und Hecken vernetzt sind. Daher muss jeder Mitgliedsstaat Gebiete benennen, die für die langfristige Erhaltung von wildlebenden Vogelarten bzw. von europaweit gefährdeten Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten wichtig sind.
Auch in unserer Gemeinde sind mehrere Schutzgebiete ausgewiesen, die dokumentieren, dass unsere Gemeinde mit vielen, hochwertigen Lebensräumen ausgestattet ist. Zu diesen Schutzgebieten, die sich zum Teil auch auf die Gemarkungen benachbarter Gemeinden erstrecken, zählen „Gräbenwiesen, Spechbach, Weidichberg und Birkenwald“, „Altenbach und Galgenberg“, die „Malscher Aue“ sowie das FFH-Schutzgebiet (Fauna = Tierwelt, Flora = Pflanzenwelt, Habitat = Lebensraum) „Östringer Kraichgau“ mit den Waldbezirken Rotschlag, Hammelsgraben, Schlehberg, Krummbach und Ziegelbusch.
Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Gräbenwiesen, Spechbach, Weidichberg und Birkenwald“
Zwischen Mühlhausen und Eichtersheim befindet sich im Mündungsdreieck von Waldangelbach und Tairnbach ein Ausschnitt der ehemaligen Kraichgau-Kulturlandschaft, der von fruchtbarem Löß bedeckt ist. Hochflächen, Hangterrassen, Hohlwege und Tälchen sowie die Aue des Waldangelbachs und das Hochwasserrückhaltebecken charakterisieren die Umgebung.
Mehrere dieser Landschaftselemente - typisch für den Kraichgau - sind in beispielhafter Ausprägung in den Schutzgebieten vertreten. Das Areal „Spechbach“ (20 Hektar) im Süden ist sowohl der größte wie auch der reichhaltigste Teil des Schutzgebietes. Zu ihm gehören Terrassen, Steilhänge und Teile der Aue des Waldangelbachs. Im „Weidichberg“ (13 Hektar) liegen ebenfalls Hangterrassen, außerdem ein kleines Bachtälchen und ein markanter Hohlweg. Wälder und Weinbergsbrachen am Südhang kennzeichnen den „Birkenwald“ (7 Hektar). Zu den „Gräbenwiesen“ ( 4,5 Hektar) gehören der größte Teil der Fläche des Hochwasserrückhaltebeckens und ein ausgeprägter Bruchwald.
Dieses insgesamt rund 45 Hektar große, vierteilige Naturschutzgebiet ist eingebettet in ein etwa 100 Hektar großes Landschaftsschutzgebiet, in dem sich die landwirtschaftlich genutzte Aue des Waldangelbachs sowie Reb- und Ackerfluren auf den weniger steilen Hängen und Hochflächen befinden. Es verbindet die einzelnen Biotope miteinander und umgibt sie gleichzeitig als räumlicher Schutz gegen schädliche Einwirkungen von außen.
Das Hochwasserrückhaltebecken – Paradies & Oase für brütende Wasser- und Zugvögel
Zu allen Zeiten war der Angelbach ein wilder Geselle. Doch seit dem Bau des Regenrückhaltebeckens im Jahre 1984 hat man den Bach gezähmt, der dem Tal seinen Namen gegeben hat. Was damals aus der Not heraus geboren wurde, hat im Laufe der Jahre eine große ökologische Bedeutung, insbesondere für die Vogelwelt, bekommen.
Durch die Artenvielfalt und die Zahl der überwinternden Wasservögel ist es trotz seiner Kleinflächigkeit das wichtigste Feuchtgebiet des gewässerarmen Kraichgauer Hügellands und deshalb von besonderer Bedeutung weit über unsere heimische Region hinaus.
Das Biotop ist nicht nur ein Paradies für brütende Vögel, sondern hat darüber hinaus als Rastplatz für Zugvögel die Bedeutung einer kleinen Oase. Als Nahrungsbiotop und Rastplatz für Durchzügler spielt das Gebiet eine wichtige ökologische Rolle. Diese hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt, da die ehemals große Wasserfläche durch den vom Angelbach mitgebrachten Löß seit Jahren immer stärker verschlammt.
Durch den abgelagerten Schlamm haben sich mehrere Landzungen parallel zur Richtung des fließenden Waldangelbachs gebildet, die bei einem höheren Wasserstand immer wieder teilweise überschwemmt werden. Auf diesen verlandeten Flächen hat sich bereits eine vielfältige Flora mit vielen blühenden Arten angesiedelt. Es sind vor allem Feuchtigkeit liebende Pionierpflanzen, die diese neu entstandenen Flächen besiedeln. Den Vögeln bieten sie Sichtschutz für Ruhephasen und Versteckmöglichkeiten für ihre Nester und Jungen. Hinzu kommt der Nahrungsreichtum der Schlammbänke.
Solche Plätze sind kostbar und daher für das Überleben seltener Arten von überregionaler Bedeutung. Und die „Gästeliste“ am Mühlhausener Biotop ist groß. Allein zwölf Vogelarten, die auf der Roten Liste Baden-Württemberg verzeichnet sind, lassen sich am Hochwasserrückhaltebecken beobachten, das sind die Löffel-, Krick- und Knäckente, die Wasserralle, der Gänsesäger, Zwergtaucher, Flussuferläufer, Grünschenkel, Storch, Waldwasserläufer, Eisvogel und Flussregenpfeifer. Nicht nur die Zahl der gefährdeten Arten, auch das Vorhandensein einer hohen Populationsdichte bei vielen Arten unterstreicht die besondere Qualität und Schutzwürdigkeit des Gebiets.
Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Altenbachtal und Galgenberg“
Wie eine idyllische Insel inmitten der intensiv genutzten Umgebung liegt zwischen Mühlhausen, Malsch und Rauenberg das Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Altenbachtal und Galgenberg“. Während im Umkreis dieses Gebietes Siedlungsflächen wuchsen und sich die Landwirtschaft einschneidend veränderte, ist auch hier ein Stück der traditionellen Kulturlandschaft des Kraichgaus erhalten geblieben: An die bewaldete Kuppe des Galgenbergs schließen sich blumenreiche Magerrasen und Weinberge an.
Streuobstwiesen, schmale Äcker, Hohlwege, Hecken, Raine und Terrassen durchziehen das Gebiet. Schilf- und Seggenbestände finden sich in den feuchten Talauen von Altenbach und Waldangelbach. Durch die unterschiedlichen Nutzungen und den kleinräumigen Wechsel von trockenen und feuchten Standorten kann hier eine außergewöhnlich große Zahl verschiedener Tier- und Pflanzenarten leben. Viele von ihnen sind gefährdet.
Die Bundesstraße 39 und die Gemeindeverbindungsstraße Rauenberg – Mühlhausen durchschneiden das Gebiet in Nord-Süd-Richtung. Das seit 1999 bestehende Naturschutzgebiet mit einer Fläche von 116 Hektar, das nur teilweise auf Mühlhausener Gemarkung liegt, wird von einem 44 Hektar großen Landschaftsschutzgebiet umgeben.
Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Malscher Aue“
Am westlichen Rand des Kraichgaus zwischen Malsch, Rettigheim und Bad Schönborn liegt eine weite Talsenke, durch die der Hengstbach fließt. Die Bachaue und die angrenzenden Feuchtgebiete wurden 1985 unter Naturschutz gestellt.
Das Schutzgebiet mit einer Größe von 24 Hektar ist Teil der Rettigheimer Bucht, gehört nur teilweise zur Gemarkung Mühlhausen und erstreckt sich über die Juragesteine in der Senke von Bad Langenbrücken. Am Rand der Senke treten zahlreiche Quellen zutage, denen Bad Schönborn seine Bedeutung als Badeort zu verdanken hat. Der westliche Teil der Rettigheimer Bucht ist fast eben und mit Löß, Sand und Lehm bedeckt.
Der höhere, östliche Teil ist ein sanftes Hügelland mit Verwitterungsböden der tonigen und mergeligen Lias- und Doggerschichten. Die Tone und Schiefertone des Lias bilden schwere, kalte und feuchte Böden. Zweck des Naturschutzgebiets ist es, die Bachaue entlang des Hengstbachs mit Schilf-, Seggen- und Hochstaudenflächen, Gebüschen, Hecken und feuchten Waldrändern als Feuchtgebiet zu erhalten.
Landschaftsschutzgebiet „Westlicher Kraichgau“
Das Landschaftsschutzgebiet „Westlicher Kraichgau“ liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Angelbachtal, Dielheim, Mühlhausen und Rauenberg und hat eine Größe von ca. 930 Hektar. Es umfasst Wälder und Fluren zwischen der Autobahn A6 im Norden, dem Waldangelbachtal im Westen und Süden, dem Tairnbachtal im Südosten und den Geländehöhen um Tairnbach bis zur Gemarkungsgrenze im Osten.
Südöstlich von Mühlhausen, jenseits des Angelbachtals, liegt ein separater Teil des Landschaftsschutzgebiets, den die Umgehungsstraße B 39, (die bisherige Bundesstraße B 39), das Bombachtal und das Waldgebiet „Geheg“ umgeben.
Das Schutzgebiet umfasst eine Kulturlandschaft des westlichen Kraichgaus, die von Land- und Forstwirtschaft sowie Weinbau geprägt ist. Besonders typisch sind die weiten Ausblicke über die sanftwellige Hügellandschaft mit markanten, steilen Keuperhängen und einem deutlich eingeschnittenen Tal.
Dicht und gut ausgeprägt sind zahlreiche Hohlwege, Terrassen und Böschungen in die Landschaft eingebettet, die in ihrer Aneinanderreihung einen wirksamen Biotopverbund garantieren. So bieten diese Wälder, Flurgehölze, Brachen und Grasflächen vielen, zum Teil gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum.